Das Märchen von der Froschkönigin

Quark ? Quak !

Das Märchen von der Froschkönigin ( ein Märchen ohne Anfang und Ende ? )

 

Wie wir alle wissen, war die Bestimmung der Froschkönigin jene, einen schönen Jüngling zu finden, sich von diesem Küssen zu lassen und mit ihm als wunderschöne und weise Königin ein großes Land zu regieren.

 

Da saß nun die Froschkönigin auf ihrem Seerosenblatt und wartete. Der große See um sie herum glitzerte im Sonnenlicht und ab und an kam einen Fliege vorbei, welche sie genüsslich verspeiste. Die Sonne schien ihr auf ihr Antlitz und oft schwamm sie durch das kühle Nass ihres schönen Teiches. Wie schön war es doch, sich im Schlamm abzukühlen, die Stille des Tages zu genießen und abends mit den anderen Fröschen ein Lied zu quaken!

 

Stolz trug sie ihre Krone und wusste stets, dass sie unter all den anderen Fröschen etwas ganz besonderes war. Manchmal sah sie Menschen am Ufer entlangspazieren und war sehr neugierig auf ihr neues Leben an der Seite ihres neuen Gemahls. Leider waren nur sehr selten Jünglinge dabei, die eine Krone auf ihrem Haupt trugen, und so ihren Status preisgaben.

 

Die Zeit verging, immer seltener beobachtete sie die Jünglinge am Ufer und immer mehr gab sie sich dem Alltagsleben der Frösche hin. Immerhin war es ja auch lustig mit den anderen Fröschen im Teich zu spielen, die Nahrungssuche nahm einen großen Teil ihres Lebens in Anspruch und außerdem war es unglaublich entspannend auf dem Seerosenblatt zu verharren und den Augenblick zu genießen!

 

Irgendwann beim Abkühlen und planschen im Schlamm rutschte ihr die Krone vom Kopf und sie merkte es nicht einmal, nur leichter war es ihr um den Kopf. Sie konnte sich nun besser im Wasser bewegen und tauchen, wurde von den anderen Fröschen nicht mehr als etwas Besonderes beäugt und konnte so einfach in der großen Masse untertauchen, einfach mitquaken, spielen und sich durch das Leben treiben lassen. Wie angenehm war doch das Leben eines Frosches!

 

Sehr selten spürte sie allerdings eine leichte Unzufriedenheit, da wollten dann die leckersten Fliegen nicht so recht schmecken und auch das Lächeln der nettesten Froschmänner vermochte sie nicht so recht aufzumuntern. Sie versteckte sich dann meistens ein paar Tage in ihrem Lieblingsschlammloch und unkte vor sich hin.

 

Das Leben ging weiter, der Sommer und der Winter kamen und gingen und am Ufer sah sie manchmal Menschen spazieren gehen und den Fröschen am Abend lauschen. „Wie schön!“ sagten sie und waren ganz verzückt von Konzert der Frösche!

 

Die Froschkönigin sang aus voller Kehle und wollte den Menschen gefallen und auf sich aufmerksam machen. Aber was war nur der Grund gewesen? Warum nur wollte sie ganz besonders wahrgenommen werden? Und wieso sollten die Menschen sie und nur sie ganz alleine wahrnehmen? Da waren doch so viele Frösche und nur gemeinsam konnten sie dieses geniale Konzert geben. Irgendetwas war doch da gewesen?

 

Eines Tages sah sie am Grund des Sees etwas blitzen! Neugierig schwamm sie näher und erkannte ihre alte Krone wieder! Ja, da war doch etwas gewesen! Sie hatte ja eine Aufgabe/Bestimmung gehabt! Aber was würden die anderen Frösche sagen, sollte sie plötzlich mit einer Krone auf dem Kopf bei ihnen auftauchen? Würde sie da nicht auffallen? Würden die anderen Frösche sie noch mögen? Würden sie nicht denken, sie wolle etwas Besonderes sein?

 

Vorsichtig grub sie die Krone aus und trug sie an einen sicheren Ort! Und täglich begab sie sich dahin um ein paar Minuten mit der Kronen alleine zu sein. Sie war sich unsicher was sie tun sollte.
Die anderen Frösche fingen schon an zu tuscheln und machten sich über sie lustig, weil sie nicht mehr nur lustig herumplantschte und faul auf dem Seerosenblatt nach Fliegen Ausschau hielt, so wie es sich für einen richtigen Frosch gebührte. Und dennoch war da ein Sehnen und eine Anziehungskraft, welche die Froschkönigin nicht mehr leugnen konnte!

 

Hatte diese Sehnsucht mit den Menschen zu tun, welche manchmal am Ufer entlangliefen und was war das für ein Bild, welches sie immer wieder im Kopf hatte von dem jungen feschen Burschen mit einer ähnlichen Krone welche sie selbst in ihrem Versteck aufbewahrte?

 

Immer öfters schwamm sie in das dichte Rohrgestrüpp am Ufer des Sees und beobachtete die Menschen. Es fiel ihr auf, dass manche, ganz wie die Frösche, einfach nur ihres Weges gingen, andere hingegen am Ufer saßen, in das nasse Blau starrten und nach Innen zu blicken schienen. Manche beobachteten auch ganz genau, was sich auf und im Wasser so bewegte und schienen Dinge zu verstehen die anderen gar nicht auffielen. Und manchmal, ganz selten, glaubte sie eine kleine Krone auf dem Kopf der einen oder anderen Person wahrzunehmen!

 

Eines Tages kam ein junger Mann des Weges, setzte sich ans Ufer ganz nahe am Rohrdickicht des Sees und lauschte in sich hinein und hinaus aufs Wasser. Die Froschkönigin quakte, einer plötzlichen Eingebung folgend, ihr schönstes Lied. „Was würden nur die anderen Frösche sagen, sollten sie sie nun hören, mitten am Tag und ganz alleine?“ – Frösche quakten ihr Lied ja schließlich zusammen, damit es ein ordentliches Konzert abgeben würde! Der kleinen Froschkönigin war dies egal! Sie wusste plötzlich dass dies ihre große Stunde war und sang ihr schönstes Lied für den jungen Mann auf dessen Kopf sie nun ernsthaft eine Krone erkannte!

 

Der junge Mann hob den Kopf – konnte es sein, dass er gerufen wurde? Was war das nur wieder für eine wunderliche Idee? Immer sah er Dinge um die sich andere gar nicht zu kümmern schienen! Er wollte den See genießen, in Ruhe gelassen werden und den Fröschen beim Tauchen zusehen!

 

Und doch, da zog ihn eine besondere Stimme an! Am Helllichten Tag machte hier ein kleiner Frosch auf sich aufmerksam! Und er trug eine Krone! – Er dachte kurz an das Märchen vom Froschkönig, lächelte und wollte schon gehen als er sich umdrehte und in seinem Schattenbild, nur für den Bruchteil einer Sekunde, den Umriss einer Krone auf seinem Kopf sah.

 

„Merkwürdig“ dachte er, „konnte es sein dass …?“ . Er drehte sich wieder herum, ging auf die Froschdame zu und, er wusste gar nicht was er denken sollte, schon hatte er sie auf der Hand und: küsste sie!

 

Nun, wie es weitergeht können Sie sich ja selbst ausmalen! Die beiden lebten jedenfalls glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.

 

Zur Hochzeit hängten sich die Beiden gegenseitig eine kleine Krone um den Hals, damit sie ihre Besonderheiten nie mehr vergessen konnten, auch wenn ihnen ihre eigenen Kronen zuweilen vom Kopf rutschten und sie sich in den Alltagsgeschäften verloren!

 

Und sie regierten lange und zufrieden ihr Land, in dem JEDER etwas Besonders war und Aufmerksamkeit, Liebe und Respekt dem anderen gegenüber nichts Außergewöhnliches. Das Volk sah sich trotzdem als ein großes Ganzes und gemeinsam sangen sie am Abend ihre Lieder…

 

 

 

ENDE ?